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20.05.2017

Klassenfahrt der Zweijährigen Fachschule Agrarwirtschaft

Klassenfahrt der ZFA nach Tschechien und Sachsen vom 15.05.2017 bis zum 19.05.2017
 
Am 15.05. um 6.00 Uhr begann unsere Fahrt mit dem Bus in Richtung Prag.
Wir steuerten gegen Mittag das Elbsandsteingebirge an und besichtigten dort die Bastei. Bei aller bestem Wetter, das uns die ganze Zeit begleitete, genossen wir dort die herrliche Aussicht auf die Elbe mit den Ausflugsdampfern und den weiten Blick auf die Landschaft. Um ca. 17.00 Uhr kamen wir bei unserer Unterkunft in Prag an und erkundeten nach dem Einchecken die nähere Umgebung, einige von uns fuhren auch mit der U-Bahn in das Stadtzentrum.
Am nächsten Tag trafen wir uns in dem Dorf Uhy mit Herrn Brant, der uns am Dienstag und Mittwoch nicht nur begleitete und dolmetschte, sondern als Dozent an der Prager Landwirtschaftsuniversität viel über die Landwirtschaft in Tschechien erklärte. Als erstes führte er uns auf einen - für tschechische Verhältnisse - kleinen landwirtschaftlichen Familienbetrieb mit 600 ha und ca. 200 Milchkühen, auf dem 14 Mitarbeiter angestellt waren; von diesen wurden ca. 10-12 für die Viehversorgung benötigt. Obwohl die Tiere sehr sauber und gesund aussahen und die Milchleistung ansprechend war, spielt der Betriebsleiter schon manchmal mit dem Gedanken, die Milchkühe abzuschaffen. Auffallend war, dass neben moderner Großtechnik für den Ackerbau auch noch kleinere neue( z.B. 90 PS Schlepper) wie auch alte Maschinen (z.B. Schwadmäher aus DDR-Produktion) eingesetzt werden.
Nach einem ausgezeichneten und preiswertem Mittagessen in einem eher unscheinbaren Dorfgasthaus, das von Herrn Brant und dem zweiten Betrieb organisiert war, besichtigten wir dann diesen größeren Betrieb in Ledce mit ca. 2600 ha und 300 Mastschweineplätzen. Auf diesem Betrieb wird komplett auf das Pflügen verzichtet, was im Angesicht der großen Fläche auch leicht nachvollziehbar ist. Während die Großtechnik (u.a. 2 Quadtracs und Direktsämaschinen) uns sehr beeindruckte, wurde die Schweinehaltung eher stiefmütterlich behandelt; so werden die auf Strohställe wohl nur alle drei Monate ausgemistet (wenn ich es richtig verstanden habe). An einem Versuchsfeld für Rapssorten, das auf einer Fläche dieses Betriebes angelegt wurde, erfuhren wir, dass der Raps in der tschechischen Republik wie auch bei uns einen (auch leicht zu erreichenden) Mindestölgehalt von 40% haben muss, dass aber darüber hinausgehende Ölgehalte hier im Gegensatz zu Deutschland nicht honoriert werden.
Danach ging es zur Brauereibesichtigung nach Krusovice, eine der größten (Flaschenabfüllkapazität z.B. 24000/Stunde) und ältesten Brauereien Tschechiens. Bei einer Verkostung konnten wir uns von der Qualität der 3 hergestellten Sorten (hopfiges Pils, Schwarzbier und seit Neuestem auch ein Weizenbier) überzeugen. Nach diesem anstrengenden, weil sehr warmen und sonnigen Tag, der einigen Fahrtteilnehmern einen Sonnenbrand bescherte, ließen wir den Tag in Prag gemütlich ausklingen; äußerst beeindruckend war für mich der in der Dunkelheit angestrahlte Hradzin, den man am besten von der Karlsbrücke sehen kann.
Der Mittwoch fing nicht ganz so reibungslos an wie die anderen Tage, denn wir hatten Probleme, die „Czech University of Life Science Prague“ zu finden; sie liegt etwas außerhalb des uns zur Verfügung stehenden Kartenmaterials, der Straßenname ließ sich nicht in das Navi des Busfahrers eingeben und zu allem Überfluss gab es auch noch Sende-und Empfangsschwierigkeiten mit dem Handy. Trotzdem kamen wir nur mit einer ca. halbstündigen Verspätung an der Hochschule an, wo uns Herr Brant die Universität und sein Aufgabengebiet vorstellte. Ein besonderes Ereignis fand hier am Dienstagabend statt: Es wurde die „Miss-Universität“ gewählt und dies mit einem großen Fest gefeiert; das dazu notwendige Bier wird in der Uni-eigenen Brauerei gebraut, der davon noch etwas mitgenommen wirkende Braumeister hat es sich trotzdem nicht nehmen lassen, uns seine Brauerei auf Deutsch(!) zu erklären und kosten zulassen. Nachdem uns Herr Brant noch etwas zu den auf dem Versuchsgelände angebauten Hopfenpflanzen gesagt hatte, mussten wir dann leider weiter zu der gebuchten Stadtführung. Für sein Engagement und die Organisation der Tour vor Ort möchten wir uns bei Herrn Brant noch einmal ganz herzlich bedanken.
Bei einer 3-stündigen Stadtführung, die am Hradzin begann, durch die Altstadt und das ehemalige jüdische, später Josefstadt genannte, Viertel führte, und an der weltbekannten astronomischen Uhr am Rathausmarkt endete, konnten wir einen Eindruck von der historischen Bedeutung dieser „goldenen“ Stadt Prag gewinnen. Aber das nicht nur wir, sondern auch sehr, sehr viele Touristen aus aller Welt. Herr Schuh und ich erkundeten im Anschluss die Stadt mehr abseits der Touristenattraktionen am Moldauufer entlang und steuerten dann das Lobkowitz Palais, den Sitz der deutschen Botschaft, unterhalb der Prager Burg an, um zu sehen wo und unter welchen Umständen 1989 die ca. 4000 DDR- Flüchtlinge auf das Botschaftsgelände gelangen und da mehrere Wochen leben konnten/mussten.
Am Donnerstag räumten wir unsere Unterkunft und fuhren zum Betrieb (mehr als 3000ha) der Familie Horsch (auch Inhaber des gleichnamigen Landmaschinenherstellers) nach Knezmost in der Nähe von Mlada Boleslaw (Skodawerke). Herr Stangl, ein sehr kompetenter und engagierter Mitarbeiter aus Bayern, der nicht nur in der Marketingabteilung zu Hause ist, sondern ebenso in der Produktionstechnik sehr versiert ist, gab uns einen Überblick über den Betrieb und führte uns dann über das Betriebsgelände, wo alle Maschinen der Fa. Horsch zu sehen waren und im Einsatz getestet werden. Für uns neu war eine Mischstation, wo in einer Halle Pflanzenschutzbrühe angesetzt wird, hier werden die PSM-Behälter von einer Maschine geöffnet und mit Wasser vermischt, ohne dass die Brühe mit einem Menschen in Berührung kommt. Diese angesetzte Brühe wird dann per Tank-LKW zum Feldrand gefahren und in die PSM-Spritze umgepumpt. Allerdings ist es in Tschechien mittlerweile gesetzlich verboten, mit einer fertigen Pflanzenschutzbrühe über öffentliche Wege zu fahren. Die Brühe darf erst auf dem Feld angesetzt werden.
Eine Feldrundfahrt schloss sich an, bei der wir unter anderem den Maisanbau in Dammkultur begutachten konnten. Zu guter Letzt wurden wir von der Firma Horsch noch mit einem dreigängigen Mittagessen verwöhnt, bevor wir in Richtung Sachsen auf den Weg zur Agrargenossenschaft Gnaschwitz bei Bautzen machten.
Auf diesem ca. 3000ha großen Betrieb erläuterte uns die Herdenmanagerin Lisa, wie sie die 250 Milchkühe in dem 280 m langen Stall mit 4 Melkrobotern und 3-4 weiteren Mitarbeitern betreut. Daran an schloss sich eine Feldrundfahrt mit dem Vorstandsvorsitzenden des Betriebes.
Anschließend ging es nach Dresden zur Jugendherberge, die zwar sehr zentral gelegenen aber dafür umso bürokratischer geführt wurde, allein das Einchecken dauerte mehr als eine Stunde und die Frühstückszeiten- und Räume waren vorgegeben und mussten strikt eingehalten werden. Abends auf der Augustusbrücke trafen wir zufällig auf unsere Kollegen Herrn Lichte und Frau Dr. Floren mit Schülern der La 15, die auch zwei Tage auf Klassenfahrt waren. Anlässlich des 180 jährigen Bestehens der Dresdner Ausflugsdampferflotte konnten wir eine „Flottenparade“ und ein schönes Feuerwerk miterleben.
Am Freitag stand die Besichtigung der Rätzer Mühle und des Landgestüts Moritzburg auf dem Programm. Diese Mühle verarbeitet täglich ca. 100 t Getreide (zum Vergleich: in Hameln wurden 800 t/Tag vermahlen), sie wird von der Familie Unger betrieben. Da zum Einen die Qualität des in der DDR angebauten Getreides und zum Anderen auch die Motivation der Müller, die bei den verstaatlichten großen Mühlen angestellt waren, gering war, daraus z. B. durch Verschneidung von Partien und anderen Tricks akzeptables Mehl herzustellen, erhielten ehemals selbständige Müller schon in der Mitte der neunziger Jahre die Erlaubnis, ihre Mühlen wieder privat zu betreiben. Diese Möglichkeit nutzte der Großvater Unger, so dass die Familie nach der Wende die neue Mühle aufbauen konnte. Der jetzige Betriebsleiter (Enkel)  hat vor ein paar Jahren den deutschlandweiten Berufswettbewerb gewonnen und ist somit bester Müller Deutschlands. Uns wurde ausführlich der Weg des Getreides über verschiedene Reinigungs- und Mahlstationen bis zum Mehlsilo bzw. zur Verpackung erklärt; dabei kamen gesetzliche Vorschriften, Preis- und Vermarktungsfragen sowie der eine oder andere Vermahlungstrick zur Sprache.
Nach einer Mittagspause in Moritzburg wurde uns das dortige Landgestüt vorgestellt; hier werden Hengste zum Reiten aber auch „schwere Warmblüterhengste“ als Wagenpferde zur Zucht gehalten. Zu DDR-Zeiten galt die Pferdezucht als Devisenbringer und deshalb wurde dieses Landgestüt erhalten. Nach der Wende war es zwar sehr baufällig, doch die damalige Landesregierung führte eine teure Grundsanierung durch, ohne dass dadurch die historische Ansicht verloren ging.
Kurzfristig konnten wir in Dresden eine Stadtführung buchen, so dass auch hier die kulturelle Seite nicht zu kurz kam. Das „Elbflorenz“ zeigte sich dank des Wetters von seiner besten Seite, so dass wir noch bis in den späteren Abend hinein das quirlige Leben in den Straßencafes mit Musik genießen konnten.
Am Samstag ging es wieder heimwärts, so dass wir dann am Nachmittag wieder zu Hause waren. Wir haben sehr viel gesehen und ich denke, an diese Fahrt werden sich alle Teilnehmer gern zurück erinnern.
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